Reaktionen und Meinungen

Herzlichen Dank für diese erfrischende Inszenierung und Gratulation an alle Beteiligten. Ich wünsche noch schöne Vorstellungen und werde mir bestimmt noch eine davon anschauen.

SEBASTIAN im Blog

Mir hat es sehr gut gefallen…Das wichtigste ist doch, dass man sich nicht langweilt und da besteht bei Operetten bei klassischer Kitsch-Inszenierung ja eine gewisse Gefahr, aber davon war hier zum Glück nichts zu spüren!

MEIKE im Blog

Mich hat besonders beeindruckt, wie die Entwicklung Danilos hier in Szene gesetzt ist: Das, eingebettet in ein Furioso von Ideen, Zitaten und dann natürlich die mitreißende Musik von Lehar … ich war begeistert!

OMA im Blog

Ich habe als Backfisch in Österreich gelebt und habe dort viele Operettenaufführungen gehört und gesehen. Damals sang sogar Anton Dermota Operette und wir waren alle begeistert. Diese Aufführung war anders inszeniert, nicht so süßlich wie es früher war, aber eben zeitgemäß. Nur weiter so!

LUCIE im Blog

Eigentlich mag ich keine Operette und hätte fast meinen Abo-Platz verwaist gelassen… Aber, dann hatte ich mich doch überwunden…und einen der vergnüglichsten Theaterabende überhaupt verbracht. So macht Operette Spaß!! … GIESELA  im Blog

Es brauchte 45 Jahre, um mich zu meiner 1. Operette zu bringen. Und, es war genau die Art von Operette, die es schaffte, mich wirklich zu begeistern! Bei dem 17-Minuten-Applaus (kein fake, ich habe auch gestoppt!) wunderte ich mich, dass keiner aus dem Publikum aufstand, um stehend die Ovation fortzusetzen; ich ärgere mich, dass ich nicht den 1. Schritt gemacht hatte!

Ich glaube nicht, dass Hr. Lehar sich im Grabe vor Entsetzen gedreht hätte, sondern begeistert gewesen wäre von der Kreativität, die er mit seinem Thema auch heute noch freitreten kann!

Ich würde es mir jederzeit noch mal anschauen!

SANNE  im Blog

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Bezug zum Heute assoziativ ist und absolut nichts von den häufig (mindestens teilweise) krampfig wirkenden Übersetzungen in die heutige Welt hat, die man häufig in der Oper sieht. Auch das macht das Zuschauen so leicht und angenehm; wir befinden uns in einer Phantasiewelt voller Andeutungen, die nicht in jedem Detail auf ihre Konsistenz mit einer aktuellen Wirklichkeit geprüft zu werden braucht – dennoch ist die Inszenierung politischer ist als vieles andere was ich gesehen habe.Außerdem habe ich selten so viel gelacht!

GRUEFFELO  im Blog

Das war ein vergnüglicher Abend: Mit musikalischen Highlights, wenigen, aber gekonntenBalletteinlagen, eingerahmt von stichelnden Zeitungskommentaren!

RUTH im Blog

Hintergründige Botschaften des Kanzlisten Njegus, gespielt vom Regisseur, und von anwesenden Diplomaten, die das Geschehen am Bühnenrand kommentieren, tragen zum vergnüglichen Abend bei.

Unkonventionell und gerade noch jugendfrei sind die Bühnenbild-Zeichnungen von Hendrik Jonas. Anspruchsvoll und ästhetisch brillant von Anna Vita choreographiert bringt das Ballettensemble als anmutige Grisetten und federnde Bodyguards Bewegungsnummern fern jeglicher platter Walzerseligkeit. So folgt man ihnen gern zum leicht frivolen Stangentanz ins Maxim. Dass zum Schluss die Mitbewerber um Hannas Gunst in einem Blutbad das Zeitliche segnen müssen, mindert nicht im Geringsten das Vergnügen an den vorausgegangen musikalischen und tänzerischen Höhepunkten. Chor und Ballettensemble fügten sich spielerisch-leicht in das Regiekonzept ein.

Mit musikalischer Unterstützung schraubte das Premierenpublikum, (…) den kräftigen Applaus auf mehr als eine Viertelstunde.

Fränkische Nachrichten

17. November 2011

Ursprünglich sei es Aufgabe der Operette gewesen, „aktuelle Aussagen zu treffen und dennoch zu unterhalten“, schrieb der Musikwissenschaftler und ehemalige Würzburger Kapellmeister Martin Lichtfuss in seinem Buch „Operette im Ausverkauf“. Eine Gesellschaft feiert, obwohl sie pleite ist: Wenn man diese Idee aus dem Jahr 1905 ins Jahr 2011 transportiert, könnte tatsächlich das herauskommen, was am Mainfranken Theater Premiere hatte.

Von unserem Redaktionsmitglied Ralph Heringlehner

MAINPOST

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Das große Würzburgquiz! Gewinnen Sie eine Karte für den 14.12.!!!

Am 14.12. 2011 findet um 19:30 Uhr eine Vorstellung von „Die lustige Witwe“ statt. Gewinnen Sie ein Ticket indem Sie folgende Frage beantworten:

In den 70er Jahren gab es einen offiziellen Beinamen der Stadt Würzburg. War das:

 

a) „Würzburg – Das Kokaintütchen an der Ringstraße“

oder

b) „Würzburg – Der Joint an der Bundesstraße“

oder

c) „Würzburg – Das Weinfaß an der Autobahn“

Mailen Sie die richtige Antwort an folgende Mailadresse:

gralfilm@foni.net

Unter allen richtigen Einsendern wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Noch ein Kommentar…

28. November 2011 22:42Aufführung „Die lustige Witwe“ am 27.11.11, 15.00 Uhr:  Vorstellung in der Pause verlassen!

Die Herren Lehár, Léon, Stein und sogar Götz Friedrich würden angesichts des geschwätzigen, egomanen Psychopathen Njegus alias J. R. W. allesamt im Grab rotieren.
Schade für das Mainfrankentheater, das schon so oft um seine Existenz bangen mußte.
Welcher Leuchtturm dagegen „L’Africaine“. Alfred Karl

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Lieber Herr Karl,
vielen Dank für ihren Kommentar. Ich finde es schön, dass Sie sich um die Zukunft des Mainfrankentheaters sorgen. Und ich bewundere ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Parapsychologie. Aber ich habe dann doch einmal selber in Wien, Bad Ischl und Berlin recherchiert, ob am 27. irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse auf den Friedhöfen stattfanden. Es war mucksmäuschenstill. Kein Rotieren, nicht einmal ein erbostes Knochengeklapper. Also was haben Sie wirklich gehört? Und warum sind Sie in der Pause gegangen? Es hat Ihnen nicht gefallen. Aber was genau hat ihnen nicht gefallen? Und warum die Anrufung der Toten? Wenn einem die Inszenierung misfällt, genießt man die Musik und schließt die Augen. So mache ich das zumindest. Wenn dann auch noch schlecht musiziert wird und man etwas besseres zu tun hat, sollte man gehen. Aber die Aufführung am Sonntag war musikalisch hervorragend und nur ein Ignorant würde vor den Highlights des 2. Teils gehen. Ich bin mir sicher, dass Sie kein solcher sind. Also: Was war los? Etwas Persönliches? Privater Ärger? Vielleicht sollten Sie sich irgendwann einmal mit guter Laune den 2. Teil anschauen. Dann verstehen Sie vielleicht auch warum niemand in seinem Sarg rotierte, sondern im Gegenteil die Toten sich über lebendiges Theater freuen. Ich verspreche Ihnen dann auch Rede und Antwort zu stehen. Oder  Sie kommen einfach zu der folgenden Veranstaltung: Am 5. Dezember 2011 um 19.30 Uhr gibt es im Oberen Foyer eine Gesprächsrunde mit Publikum und Theaterschaffenden.

Intendant Hermann Schneider, Ballettdirektorin Anna Vita, Generalmusikdirektor Enrico Calesso, Schauspieldirektor Bernhard Stengele sowie die Regisseure Deborah Epstein („Kein schöner Land! Ein Heimatabend“) und Jürgen R. Weber („Die lustige Witwe“) laden herzlich zu dieser Gesprächsrunde und freuen sich auf Ihr Kommen.

Dort können Sie dann ihre Bedenken artikulieren. Liebe Grüße aus Chemnitz. Ihr geschwätziger, egomaner Psychopath: Njegus


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Ein Video, ein Video!!!

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Zuschauerkommentare


Herzlichen Dank für diese erfrischende Inszenierung und Gratulation an alle Beteiligten. Seit der Premiere vor einer Woche summe ich die Hits dieser seltsamen Operette vor mich hin. Botschaftsball unter dem Pleitegeier, Promi-Fest im Zombie-Look und erotisches Cabaret durchdringen sich auf unterhaltsam-perfide Weise (die Grisetten als hypnotisierende Ball-Sirenen, das »Maxim« mit Anklängen an den Film noir), Die unter dem Schock des Mordes an Camille stehende Valencienne führt im dritten Akt das »Trippeltrapp« der Grisetten an – das ist grotesk und berührend. Trivialmythen des 20. und 21. Jahrhundert werden mehr angespielt als zitiert. Es entsteht dadurch eine ganz eigene Welt, jenseits von Film und Comic. Was ist das für eine unheimliche, komische, armselige und faszinierende Bande, die da feiert, liebt und tötet! Der manchmal etwas schneidige Kasinoton der Original-Stücke (»Das Studium der Weiber ist schwer«) provoziert neu in diesem ambivalenten Umfeld.
Karen Leibers mondäne Präsenz, Peter Schönes feinnervige Desillusioniertheit, die Vielseitigkeit von Anja Gutgesell sowie die Strahlkraft von Joshua Whitener haben mich beeindruckt, man ahnt die verletzten Gefühle und hört sie in der Musik mit. Ich wünsche noch schöne Vorstellungen und werde mir bestimmt noch eine davon anschauen. Dann werde ich wahrscheinlich auch die Vorgeschichten aus den pontevedrischen Wäldern kapieren. Sebastian

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Hallo Sebastian. Ich spiele ja vor allem deshalb den Njegus, damit ich selber irgendwann hinter das Geheimnis von Danilos Vergangenheit komme. Soviel habe ich bisher rausgekriegt: Es hat etwas mit einem Felix Dahn-Dahn-Gedicht zu tun. Der Oberförster

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Mir hat es sehr gut gefallen, vielleicht minimal zu viel Sprechtext für meinen Geschmack, aber ansonsten war es sehr schön! Das wichtigste ist doch, dass man sich nicht langweilt und da besteht bei Operetten bei klassischer Kitsch-Inszenierung ja eine gewisse Gefahr, aber davon war hier zum Glück nichts zu spüren! Die Musiker sind beim Mainfrankentheater ja sowieso meistens super, gepaart mit der witzigen Inszenierung hat es um so mehr Spaß gemacht. Auch die vielen aktuellen Anspielungen und Filmreferenzen waren sehr gelungen eingesetzt, macht ja auch nichts wenn das ein oder andere am typischen Operettenpublikum vorbeigeht…
Insgesamt ein Lob von mir! Meike

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Hallo Meike, mit dem Sprechtext ist das immer so ein Spagat. Im Original gibt es ja sehr viel mehr Dialoge. Für mich ist es wichtig die Geschichte zu erzählen, gleichzeitig zu reflektieren und das ganze eben nicht langweilig zu gestalten. Deshalb ist es für mich sehr nützlich zu erfahren wo „minimal zu viel Sprechtext“ war. Im 1. Teil? Im 2.? Ich mache mir natürlich auch meine Gedanken und habe auch gedanklich auch schon meinen Stift gezückt um hier und da noch mal einzugreifen… Aber es freut mich, dass es dir insgesamt gefallen hat.
Liebe Grüße. Der Regisseur

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Mich hat besonders beeindruckt, wie die Entwicklung Danilos hier in Szene gesetzt ist: In Rückblenden wird deutlich, was für einen grandiosen Abstieg dieser ehemals so glänzende Kriegs- und fast Nationalheld genommen hat, heute ein Botschaftssekretär eines unbedeuten Kleinstaates, der sternhagelvoll reingeschleppt werden muss, im Kreise der Maxim-Mädchen wankend und lächerlich in Unterhosen da steht und sich anziehen lässt. Wirklich eine treffende Methaper für die Selbstüberschätzung, die derzeit überall zu beobachten ist, bei den Banken, in der Politik ….

Das, eingebettet in ein Furioso von Ideen, Zitaten und dann natürlich die mitreißende Musik von Lehar … ich war begeistert! Wie man bei dieser dollen Unterhaltung überhaupt an Buh’s denken kann, ist mir unbegreiflich! OMa

Als Antwort auf OMa .

Buhen ist für auch ein wichtiger Bestandteil eines lebendigen Theaters und es ist, wie Klatschen, außerdem gesund. Allemal besser als einzuschlafen. Trotzdem: Danke für das Lob. Dr. med. Weber

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Gebuht habe ich nicht, aber gefallen hat mir’s auch nicht! Viele Ideen liefen sich zu Tod (rollende Augen) und waren schnell langweilig, andere waren einfach nur albern (Schlagzeilen: Die CSU warnt …). Die Dialoge wirkten oft gestellt und kamen alles andere als pfiffig rüber. Viele Auf- uid Abtritte gaben einfach keinen Sinn: Figuren irgendwann von der Seite kommen lassen – das kann ein Dorftheater-Regisseur auch! Eine Operette in ein Blutbad-Massaker münden zu lassen, fand ich deplatziert. Alles in allem: Schade! Dabei hätte die momentane politische Situation mit den sich aufdrängenden Parallelen genügend Stoff für wirklich politische Satire geliefert. Erneut eine Produktion, die vermutlich vor vielen leeren Sitzen laufen wird. Auf die Dauer macht sich das Theater so selbst kaputt! Wolfgang Kurfeß

Als Antwort auf Wolfgang Kurfeß .

Lieber Herr Kurfeß, ich habe das Gefühl, dass Sie keinen Respekt vor Dorftheaterregisseuren haben. Dabei ist gerade das Dorftheater ein sehr lebendiges Theater. Direkt, manchmal etwas brachial und immer nah am Hintern des Volkes. Operette ist ja etwas, was das „elitäre Publikum“ den Vorstädtern und Dörflern weggenommen hat. Lassen wir doch die Kirche im Dorf und machen etwas Dorftheater! Lassen wir doch die Darsteller von links und manchmal auch von rechts auftreten! (Wir hatten sogar einige Auftritte aus der Mitte). Das Massaker am Ende habe ich aus meiner Kenntnis des Originaltextes und der politischen Situation der Uraufführungszeit abgeleitet. (Natürlich nur mit meinen bescheidenen Dorftheaterregisseur-Mitteln). Es gab vor dem 1. Weltkrieg einen Tanz auf dem Vulkan in Wien. In Russland brach ein Revolutiönchen nach dem anderen aus. (Auf die die Originaldialoge, die in den 30er Jahren verharmlost wurden, gnadenlos anspielen). Mit anderen Worten: Ich habe versucht den nihilistischen Sprengstoff, der in der „Lustigen Witwe“ steckt und der von großen Regisseuren wie Stroheim und Lubitsch auch herausgearbeitet wurde, zu erzählen. Interessant ist, dass Sie der Produktion leere Sitze vorhersagen. Aus meiner Kenntnis der Verkaufssituation liegen Sie damit nicht richtig. Wünschen Sie sich die leeren Sitze, weil sie glauben, ihre Sicht der Dinge würde von vielen geteilt? Wären Sie sehr traurig wenn die Inszenierung am Ende doch erfolgreich wird? Vielleicht ist das Dorftheater ja das Theater der Zukunft? Wie sagt Goethe doch: „… bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten…“ Liebe Grüße, der Dorftheaterregisseur

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Ich habe als Backfisch in Österreich gelebt und habe dort viele Operettenaufführungen gehört und gesehen. Damals sang sogar Anton Dermota Operette und wir waren alle begeistert. Diese Aufführung war anders inszeniert, nicht so süßlich wie es früher war, aber eben zeitgemäß. Nur weiter so! Lucie

Als Antwort auf Lucie .

Vielen Dank für das Lob. Ich hoffe, dass es trotzdem etwas süßlich war, weil das ja auch zur Operette gehört, wie Sachertorte zu Wien… Der Chefkonditor

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Eigentlich mag ich keine Operette und hätte fast meinen Abo-Platz verwaist gelassen… Aber, dann hatte ich mich doch überwunden…und einen der vergnüglichsten Theaterabende überhaupt verbracht. Gut, einige Gags waren wirklich etwas, hm, platt.

ABER: So macht Operette Spaß!! Zugegebenerweise trug zu meinem Vergnügen auch die Vorstellung erheblich bei, daß die selbsternannten Musiktheaterautoritäten dieser Stadt ihre Häupter mit Grausen abwenden und wieder einmal wehklagend ihre Stimmen zum Abgesang des Mainfrankentheaters erheben werden!

Ich fand es sehr spannend, Operette mal ganz anders zu sehen.Schön waren natürlich auch die vielen Konnotationen und Zitate… Bühnenbild und Beleuchtung waren kongenial. Musikalisch gefiel es mir auch (aber da bin ich nicht wirklich kompetent in der Beurteilung). Ach ja, „Rosebud“… ich weiß natürlich, dass Sie wissen, was die eigentliche Bedeutung ist und dies auch bewußt verwendeten (war ja auch auf einer Kulisse deutlich sichtbar), aber es würde mich doch interessieren, ob Sie davon ausgingen, dass es das Publikum auch weiß….Wie auch immer, ich hoffe, dies war nicht die letzte Inszenierung an unserm Haus! Gisela

Als Antwort auf Gisela .

Rosebud… natürlich weiß ich um die Bedeutung dieses wichtigen anatomischen Details und als Orson Welles Fan auch um die Möglichkeiten der Verwendung. Aber ich habe dieses Wissen in keiner Weise vorausgesetzt. Das Gedicht, das zum Schluss rezitiert wird, ist auch eine Melange aus einer alten englischen Übersetzung der „Lustigen Witwe“ und einem Charles Bukowski Gedicht. Dort wird „Rosebud“ ganz unschuldig verwendet. Es tummeln sich in dem Text und in den Regieideen jede Menge Zitate und Anspielungen, die von Brecht über „Casablanca“ bis Monty Python reichen. Aber es wäre natürlich unsinnig vom Publikum zu erwarten, all dies dechiffrieren. Es sind einfach Teile der Welt, die ich mit mir   und die so ihren Weg in die „Witwe“ gefunden haben. Live long and prosper! J.R.W.

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Also, ich kenne mich ja weder in der Kritiker- noch in der Theaterwelt aus, fand das in der Presse abgegebene „Zeugnis“ („profefessionell“ heißt dann wohl so viel wie „ganz ordentlich“, aber doch eher mittelmäßig?) über die Vorstellung, die mich bis zu den hintersten Fäserchen meines Zwerchfells erschütterte – angefangen von der Videobegleitung (die mich auch angenehm abzulenken drohte, weil: man wollte ja am liebsten alles lesen können!), den sehr überzeugenden Schauspielern und Sängern und Tänzern, über die versteckten Musiker im Graben. Es brauchte 45 Jahre, um mich zu meiner 1. Operette zu bringen. Und, es war genau die Art von Operette, die es schaffte, mich wirklich zu begeistern! Bei dem 17-Minuten-Applaus (kein fake, ich habe auch gestoppt!) wunderte ich mich, dass keiner aus dem Publikum aufstand, um stehend die Ovation fortzusetzen; ich ärgere mich, dass ich nicht den 1. Schritt gemacht hatte!

Also, lasst euch ja nicht entmutigen! Wenn es den verstaubten Anhängern der alten Operette mißhagte, sollen sie sich ruhig echauffieren. ich glaube nicht, dass Hr. Lehar sich im Grabe vor Entsetzen gedreht hätte, sondern begeistert gewesen wäre von der Kreativität, die er mit seinem Thema auch heute noch freitreten kann!

Ich würde es mir jederzeit noch mal anschauen! Sanne

Als Antwort auf Sanne .

Hallo Sanne, schau dir die Show gerne noch mal an. Du wirst wahrscheinlich viele neue Dinge entdecken, abgesehen davon, dass nicht alles 100% geklappt hat. Ich finde es gut, dass du dich amüsiert hast. Die „verstaubten Anhänger der alten Operette nennst“ sind natürlich auch Teile des Publikums, die ich wichtig finde. Es lag keineswegs in meiner Absicht irgendwie zu provozieren. Eigentlich inszeniere ich immer so, dass ich das Ergebnis selber gerne im Theater sehen würde. (Was in diesem Fall leider nicht möglich ist, da ich selber auf der Bühne stehe). Aber scheinbar hat sich niemand an dem Abend gelangweilt. Das ist schon mal gut. Und wenn die einen viel lachen und die anderen sie aufregen und buhen, ist das sicher alles sehr gut für die Gesundheit. Wir überlegen, ob wir nach der nächsten Vorstellung noch eine kleine Diskussionsrunde durchführen, wo die Zuschauer ihren Frust oder ihre Lust loswerden können. Liebe Grüße aus Chemnitz, wo ich schon wieder am inszenieren bin. Der Regisseur

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Wir sind froh, dass wir das Abo seit Sept. 2011 gekündigt haben. Adelgunde und Ernst-Ludwig Ambrosius

Als Antwort auf Adelgunde und Ernst-Ludwig Ambrosius .

Ich bin froh, dass ich hingegangen bin!

Ich gehe gerne in die Oper und ins Theater, ich möchte unterhalten und zum Nachdenken angeregt und zwar so, dass ich mich noch lange freudig an den Abend erinnere. Wenn „Die Lustige Witwe“ auf dem Spielplan steht, sehe ich normalerweise eine imaginäre, rotblinkende Warnung: „Kitschgefahr“. Dennoch habe ich mich am vergangenen Samstag in die Premiere getraut und meine Meinung steht fest: Wenn Operette – dann so.

Der Regisseur versteht es, die von Lehar lustig gedachten Szenen ebenso witzig wie geistreich zu inszenieren. Dabei lässt er den Figuren ihre Würde, so dass man Ihnen bei ernsten Passagen ihr Anliegen sofort abkauft, ohne sie albern zu finden. Sehr sensibel werden die zwischenmenschlichen Beziehungen erkannt und verdeutlicht, manchmal auch überzogen und provozierend, wie man es in einer Operette erwartet. Noch nie hat mir das Lied von Camille (Wie eine Rosenknospe…) so gut gefallen wie am Samstag, als er versuchte auf der Mini-Galatreppe mit großer Oper Eindruck auf Valencienne zu machen (normalerweise ganz ganz große Kitaschgefahr!). Selten fand ich Tanzszenen fetzig und gleichzeitig stimmig integriert.

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Bezug zum Heute assoziativ ist und absolut nichts von den häufig (mindestens teilweise) krampfig wirkenden Übersetzungen in die heutige Welt hat, die man häufig in der Oper sieht. Auch das macht das Zuschauen so leicht und angenehm; wir befinden uns in einer Phantasiewelt voller Andeutungen, die nicht in jedem Detail auf ihre Konsistenz mit einer aktuellen Wirklichkeit geprüft zu werden braucht – dennoch ist die Inszenierung politischer ist als vieles andere was ich gesehen habe.Außerdem habe ich selten so viel gelacht!Grueffelo

Als Antwort auf Adelgunde und Ernst-Ludwig Ambrosius .

Liebe Frau und Lieber Herr Ambrosius, ich bin natürlich nicht froh, dass sie ihr Abo gekündigt haben. Aber ich würde trotzdem gerne etwas wissen: Warum haben Sie es gekündigt? Ihr vermute, dass es in Zusammenhang mit meiner Inszenierung von „Die lustige Witwe“ steht. Damit man darüber in einen fruchtbaren Dialog treten kann, müsste man natürlich wissen was die Gründe für so eine Entscheidung sind. Haben Sie sich gelangweilt? Oder haben Sie andere Erwartungen gehabt? Teilen Sie die Einstellung des Kritikers? Ich würde mich freuen, wenn Sie ihre Gedanken darüber mir mitteilen… Hochachtungsvoll ,Der Regisseur

Mal wieder die typische Selbstüberschätzung der Regisseure!!! Erst jetzt lese ich, dass Sie ihr Abo schon im September gekündigt haben! Also bin ich doch doch nicht der Grund! Alles ein Missverständnis! Also: Kommen Sie am kommenden Samstag ins Theater und schauen Sie sich die Witwe an. Sie werden ihr Abo bestimmt augenblicklich zurück wollen. (Wenn dann noch eines zu haben ist…)

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Das war ein vergnüglicher Abend: Mit musikalischen Highlights, wenigen, aber gekonntenBalletteinlagen, eingerahmt von stichelnden Zeitungskommentaren!  Ruth

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Schon wieder ne Kritik…

http://www.fnweb.de/nachrichten/kultur/20111117_mmm0000002484236.html

Frech, frivol, provokant und sehr lebendig

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Kein Kind von Traurigkeit ist Hanna Glawari, „Die lustige Witwe“ von Operettenkönig Franz Lehár, die trotz ihrer über 100 Jahre auf dem Buckel äußerst lebendig und agil auf der Bühne des Mainfranken Theaters Würzburg die Besucher verzaubert.

Die von vielen berühmten Sängerinnen interpretierte Rolle der Hanna Glawari singen in Würzburg Karen Leiber und Barbara Schöller. Am Premierenabend verkörpert die Sopranistin Karen Leiber die beispiellose Karriere eines Sterntalerkindes zur Millionärin, die auf der Suche nach wahrer Liebe nach Jahren wieder den Mann trifft, den sie eigentlich immer noch liebt.

Stimmlich brillant gibt Peter Schöne den Grafen Danilo Danilowitsch, dessen Familie ihn aus Standesdünkel daran gehindert hatte, das damals noch arme Mädchen Hanna zu ehelichen. Diese angelt sich dann später einen reichen, kurz danach verstorbenen Bankier, vergisst ihre Jugendliebe aber nie.

Mondän und weltgewandt, doch zugleich sentimental-verletzlich überzeugt Karen Leiber als Hanna; ihr mit unfassbar weichem Timbre vorgetragenes Klagelied „Vilja, o Vilja“ brachte einen Moment des Innehaltens in einer ansonsten frech-provokanten und ironischen Inszenierung von Jürgen R. Weber. Bereits zum Abschluss seines Regiestudiums bei Götz Friedrich in Hamburg hatte der Gastregisseur eine höchst eigenwillige Neufassung dieser Operette inszeniert.

Zum Fortgang der Geschichte: Die schwerreiche Witwe kann es fast nicht ertragen, dass Danilo sie zurückstößt. Doch dieser will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, Hanna nur wegen ihres Geldes zu lieben. Eben diese Ehe stiften will aber Baron Mirko Zeta, gesungen von David Hieronimi, auf einem Maskenball in der Botschaft des Kleinstaats Pontevedro, der damit vor dem Staatsbankrott gerettet werden soll.

Wie Hanna und Danilo finden beim Tanz der Grisetten auch Camille (ein überzeugendes Debüt von Tenor Joshua Whitener) und Valencienne (umwerfend präsent: Anja Gutgesell), die Frau von Baron Zeta, zueinander. Dies bleibt dem wütenden Baron nicht verborgen, doch Hanna gibt sich als Verlobte des Camille aus.

Der Rollentausch lässt Hanna, die als selbstbewusst agierende „Power-Frau“ jederzeit die Fäden in der Hand behält, die Liebe von Danilo erkennen. Zum großen Finale und Happy End geht es dann ins Maxim, wo „Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen“ und mit „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ die Magie der starken Frauen beschworen wird.

Die Inszenierung lässt sich mit einer pfiffigen, zum Bühnenbild passenden Videoprojektion über der Bühne nicht die Gelegenheit entgehen, abwechselnd einen das Geschehen mit rollenden Augen verfolgenden Großfürsten oder als Staatswappen einen gefledderten, sich ab und zu kratzenden Pleitegeier zu zeigen und nebst fetten Schlagzeilen à la „CSU warnt vor Weiberquote auf Männerklos“ oder „Die CSU warnt vor zu viel Warnungen“ in den Gazetten auch die höchst aktuelle Griechenland-Krise in Erinnerung zu rufen.

Hintergründige Botschaften des Kanzlisten Njegus, gespielt vom Regisseur, und von anwesenden Diplomaten, die das Geschehen am Bühnenrand kommentieren, tragen zum vergnüglichen Abend bei.

Nicht ironisch zu verstehen ist etwa der Hinweis, dass die USA im Grunde noch höher verschuldet sind als dieses kleine Balkanland. Zum Schlussgesang mit allen Mitwirkenden gibt der Regisseur am Pult einen überdrehten Dirigenten ab, dem das glänzend aufgelegte Philharmonische Orchester in einem irrwitzigen Tempo folgt. Unauffälliger aber nachdrücklicher hat der Erste Kapellmeister Andrea Sanguineti seine Musiker im Griff.

Auch die Souffleuse verfehlt nicht die ihr zugedachten Auftritte. Was zur Inszenierung gehörte oder nicht, ist nicht immer eindeutig erkennbar. Gerade hat etwa das Videobild noch eine restliche Spielzeit von 13 Minuten bis zur Pause verkündet, als aus der zweiten Reihe im Zuschauerraum ein älterer Herr von helfender Hand begleitet ins Foyer wankt. Unkonventionell und gerade noch jugendfrei sind die Bühnenbild-Zeichnungen von Hendrik Jonas. Anspruchsvoll und ästhetisch brillant von Anna Vita choreographiert bringt das Ballettensemble als anmutige Grisetten und federnde Bodyguards Bewegungsnummern fern jeglicher platter Walzerseligkeit. So folgt man ihnen gern zum leicht frivolen Stangentanz ins Maxim. Schließlich sind wir in der Stadt der Liebe und nicht in Würzburg, „dem Weinfass an der Autobahn“. Dass zum Schluss die Mitbewerber um Hannas Gunst in einem Blutbad das Zeitliche segnen müssen, mindert nicht im Geringsten das Vergnügen an den vorausgegangen musikalischen und tänzerischen Höhepunkten. Der von Markus Popp einstudierte Chor mit solistischen Einsätzen von Kenneth Beal als Raoul de St. Brioche und Tobias Germeshausen als Vicomte Cascada wusste wieder gesanglich und auch szenisch zu gefallen. Chor und Ballettensemble fügten sich spielerisch-leicht in das Regiekonzept ein.

Mit musikalischer Unterstützung schraubte das Premierenpublikum, das sich nur ein wenig „Lärm“ für den Regisseur leistete, den kräftigen Applaus auf mehr als eine Viertelstunde.

Weitere Vorstellungen sind am 19., 24. und 27. November. (Kartentel.: 09 31/39 08-124) ferö

Fränkische Nachrichten
17. November 2011

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Achtung, Achtung!!! Samstag 19. November 19Uhr30 die 2. Vorstellung!!!

Am Samstag den 19. November findet die 2. Vorstellung von „Die Lustige Witwe“ statt. Kommentare, Anregungen und Kritik können hier hinterlegt werden. Der Regisseur oder andere kompetente Mitarbeiter werden so fix wie möglich darauf antworten.

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Lustige Witwe Cocktail

Zutaten:

– 2 cl Whisky;

– 2 cl Cherry Brandy;

– 4 dl Dosenmilch;

– 1 El Erdbeereis;

Zubereitung:

Alle Zutaten werden in einem Mixgerät sehr gründlich ge –

mischt und im Ballonglas mit einem Trinkhalm serviert.

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Noch eine Kritik!

Mainfranken Theater: Premiere von Lehars „Lustiger Witwe“

Amüsanter Bilderbogen

Im Musiktheater des Mainfranken Theaters Würzburg steht als nächste Premiere Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ auf dem Programm. Premiere ist am 12. November um 19.30 Uhr im Großen Haus.

Zum Inhalt: Der Kleinstaat Pontevedro ist pleite. Das ist in Zeiten der Euro-Krise ja nun eigentlich nichts Besonderes. Allerdings ist dieses arme Land auch die Heimat der reichsten Witwe des Kontinents. Deren Vermögen könnte locker den Staatsbankrott abwenden. Kein Wunder also, dass Diplomaten und Geheimdienste hinter der Witwe her sind. Als dann noch echte Gefühle mit ins Spiel kommen, droht es erst recht ,kompliziert zu werden.

Mit einer gekonnten Mischung aus Politsatire, Pariser Nachtclubatmosphäre, pittoresker Balkanfolkloristik und rührenden Herzensverwirrungen gelang dem Komponisten Franz Lehár mit seiner „Lustigen Witwe“ einer der größten Triumphe des Operettengenres.

Jürgen R. Werber knüpft mit seiner Würzburger Regie-Arbeit an die Anfänge des Welterfolges der „Lustigen Witwe“ an. So steht bei seiner Konzeption nicht die opulente, brav-biedere Operetten-Revue im Vordergrund. Stattdessen entfaltet Weber einen amüsanten Bilderbogen, dem Frech-Frivoles ebenso wenig fremd ist wie die Herzensnöte seiner Protagonisten. Da kommen filmische Ausdrucksmittel ebenso zum Einsatz wie Methoden des Brechtschen Theaters, ohne dass freilich der Unterhaltungswert zu leiden hätte.

Fränkische Nachrichten
8. November 2011

http://www.fnweb.de/service/archiv/artikel/753027411.html

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Die erste Kritik…

http://www.mainpost.de/ueberregional/kulturwelt/kultur/Mainfranken-Theater-

 

WÜRZBURG
Mainfranken Theater: Umstrittene „Lustige Witwe“

Lustig war’s, und eine Witwe hat mitgespielt. Ob es deswegen auch die „Lustige Witwe“ war, die am Mainfranken Theater Premiere hatte – man weiß es nicht. Vergessen wir einfach mal Franz Lehár und seine 1905 uraufgeführte Operette und nehmen, was am Würzburger Theater stattfand, als das, was es ist: eine kabarettistische Revue mit einem halben Dutzend Evergreens, vielen kreativen und ein paar albernen Ideen.

  • Sehr intim: Graf Danilo (Peter Schöne) in seinem Element.
    Fotos: Thomas OBermeier
  • Hanna Glawari (Karen Leiber)

Regisseur Jürgen R. Weber, Gast aus Berlin, lässt beim Text kaum einen Stein auf dem anderen. Die Handlung um die reiche Hanna Glawari (Karen Leiber) und den prinzipiell in sie verliebten Danilo Danilowitsch wird konsequent auf heutig getrimmt. Da wird dann per Handy vom Damen- ins Herrenklo telefoniert, da wird Adorno zitiert und Karl Lagerfeld, da treibt ein mutmaßlicher CIA-Spion sein Unwesen. Die Währung, in der gerechnet wird, heißt natürlich Euro.

Es geht um Pontevedro, einen Staat, der kein Geld hat. Da liefert die Realität momentan wirklich genügend Stoff für eine Operette, und reale Politiker kommen oft genug daher wie Operettenhelden. Ein Regisseur, der seine Arbeit im Heute verankern will, greift da selbstredend zu. Weber, der viel fürs Fernsehen arbeitet – er führte Regie bei Soaps und Telenovelas wie „Verliebt in Berlin“ und „Sturm der Liebe“ – tut das auch durch (erfundene) Zeitungsschlagzeilen: „CSU warnt: Tenorgefahr auch in Bayern“, „CSU warnt vor Weiberquote auf Männerklos“ wird über die Bühne projiziert, und „Wikileaks enthüllt: Nach dem ersten Akt kommt der zweite“ – jeweils das Geschehen auf der Bühne kommentierend.

Alles wird immer drastischer

Per Video rollt auch der gezeichnete Großfürst von Pontevedro die Augen, und der Pleitegeier im Wappen des Kleinstaates kratzt sich das Gefieder. An diesem Wappen, am Bühnenbild generell, hätte Sigmund Freud seine Freude gehabt: Überall phallische Formen – Webers Art, auf die Sexualisierung des ganzen Geschehens hinzuweisen. Bei der Fülle der Ideen vergisst der Regisseur aber streckenweise die Geschichte. Der Erzählstrang zerfasert.

Unter der Leitung des neuen Kapellmeisters Andrea Sanguineti bewegen sich Philharmonisches Orchester, Chor und Solisten auf ordentlichem Niveau. Wirklich brillant oder mitreißend ist’s selten. Das mag am szenischen Umfeld liegen, in dem nostalgische Schlager wie „Lippen schweigen“ oder das „Vilja“-Lied wie Fremdkörper wirken. Peter Schöne macht aus Graf Danilo – der so gerne zu Maxim geht und dort sehr intim wird – mit aussagekräftigem Schauspiel und differenziertem Gesang mehr als nur einen Operetten-Typus. Das ist ein gebrochener Charakter, ein enttäuschter Lebemann, für den es womöglich nie ein Happy End geben wird. David Hiernonimi (Baron Zeta), Anja Gutgesell (Valencienne) und Joshua Whitener (Rossillon) leisten professionelle Arbeit. Regisseur Weber spielt als Njegus selber mit. Das hat etwas Sympathisch-Selbstironisches. Ausgebuht wird er am Ende trotzdem.

In dem Stück wird viel geschossen. Aber die Leichen nach dem Gemetzel im letzten Akt erstehen allesamt wieder auf und wischen ordentlich das Blut weg. Heute muss halt alles drastischer sein als vor 100 Jahren, als man die Kunst der Andeutung noch verstand. Konsequenterweise werden in Würzburg auch die Grisetten bei Maxim zu leicht bekleideten Tänzerinnen, die sich an einer senkrechten Stange rekeln.

Ursprünglich sei es Aufgabe der Operette gewesen, „aktuelle Aussagen zu treffen und dennoch zu unterhalten“, schrieb der Musikwissenschaftler und ehemalige Würzburger Kapellmeister Martin Lichtfuss in seinem Buch „Operette im Ausverkauf“. Eine Gesellschaft feiert, obwohl sie pleite ist: Wenn man diese Idee aus dem Jahr 1905 ins Jahr 2011 transportiert, könnte tatsächlich das herauskommen, was am Mainfranken Theater Premiere hatte.

Vielleicht war’s doch die „Lustige Witwe“.

Nächste Vorstellungen: 19., 24., 27. November. Vorverkauf Tel. (09 31) 39 08-124

Von unserem Redaktionsmitglied Ralph Heringlehner
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