Es ist immer interessant mit was sich während einer Inszenierung beschäftigt und wie das dann in den kreativen Prozess einfließt. Zum Beispiel die wunderbare Premiere von „Das Erdbeben von Chili“ am letzten Samstag, bei dem mich vor allen Klaus Müller-Beck beeindruckt hat. Ich hoffe, dass ich als Njegus wenigstens einen winzigen Teil seiner Präzision erreichen kann. Seufz. Mal sehen…
Oder die Nachricht von Gaddafis Tod und wie diese Nachricht zum Beispiel von den afrikanischen Schauspielern, die gerade in Würzburg zu Gast sind, mit Trauer und Wut aufgenommen wurde. Gaddafi. Einerseits ein echtes Arschloch. Andererseits der operettenhafteste aller Diktatoren. Hier ein Bild, das so direkt aus der lustigen Witwe stammen könnte. „Als Landesvater per procura…“
Dann ist da ja auch die Frage was man gerade liest. Ich habe gerade „Young hearts Crying“ von Richard Yates beendet. Ich hatte das Buch von jemandem, der mir sehr nahe steht, geschenkt bekommen. Als eine Art Wink mit dem Zaunpfahl, da dort ein Lyriker vorkommt, der die gleichen unstabilen Charaktereigenschaften hat wie ich. Gleich im ersten Kapitel wird beschrieben wie sein Ausbilder bei der US Air Force zu ihm und seinen Kameraden sagt: „Try to remember this, men. The mark of a professional in any line of work, is that he can make difficult things look easy.“ Wahre Worte. Das könnte auch als Überschrift über meiner Lustigen Witwe – Inszenierung stehen. Das Schwierige einfach aussehen zu lassen. Die Fragen um unsere beiden Paare Danilo- Hanna und Camille-Valencienne, sind ziemlich komplex und erinnern eher an Schnitzler und Strindberg als an nette Abendunterhaltung. Aber da ist Lehars Musik. Und die hebt das Komplexe und Schmerzvolle auf eine andere Ebene. Wie auch immer. Manchmal während der Proben kamen mir die Charaktere wie Figuren in einem Roman vor, dessen letztes Kapitel erst am 12. November geschrieben wird.
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